Es gibt einen Schmerz, der mich tiefer trifft als jeder persönliche Verlust. Tiefer als zwischenmenschliche Enttäuschung, Einsamkeit oder Herzbruch. Es ist der Schmerz, den ich empfinde, wenn ich Tiere leiden sehe. Nicht in Büchern, nicht auf Bildschirmen – sondern mit eigenen Augen, auf den Straßen dieser Welt, in Hinterhöfen, in Käfigen, in Ställen, die nach Verwesung riechen und nach aufgegebenem Leben. Es ist der Schmerz, den ich für jene Wesen empfinde, die keine Stimme haben. Die leiden – im Stillen, im Verborgenen, im Geduldeten.
- Das Pferd in der Box: Das Pferd, ein Lauftier, das in Freiheit täglich viele Kilometer zurücklegt, steht stundenlang, oft tagelang in einer engen Box. Es sieht seine Artgenossen nur durch Gitter oder Wände, riecht sie, kann sie aber nicht berühren. Es wird „gehalten“, um geritten zu werden – nicht um zu leben, wie es seiner Natur entspricht. Die Folge: stereotype Bewegungen, innere Leere, Verhaltensstörungen.
- Der Hase im Einzelkäfig: Ein soziales Tier, das gräbt, hüpft, sich versteckt und mit Artgenossen kommuniziert – fristet oft sein Leben auf ein paar Gitterquadratzentimetern. Kein natürlicher Untergrund, keine Bewegung, keine Gesellschaft. Viele Menschen wissen nicht, wie sehr der Hase leidet. Ergebnis: Rückzug, apathisches Verhalten, ständiger Stress.
- Das Meerschweinchen oder der Hamster – 23 Stunden allein: Viele Meerschweinchen sitzen allein in kleinen Käfigen, obwohl sie hochsoziale Tiere sind. Ohne Ansprache, ohne Nähe, ohne die Möglichkeit, sich sicher in einer Gruppe zu fühlen. Die Einsamkeit zerfrisst sie – leise, unauffällig, aber kontinuierlich.
- Der Papagei in der Küche: Ein hochintelligenter, kommunikativer Vogel, eingesperrt in einem Käfig in menschlicher Umgebung. Er versteht Sprache, kann Gefühle deuten – aber sitzt stundenlang still und alleine. Viele rupfen sich aus innerer Not die Federn, weil sie keinen anderen Ausdruck für ihren psychischen Schmerz finden. Weil sie in einer Welt leben müssen, die ihnen das Fliegen genommen hat.
- Der Elefant im Zoo: Ein Tier, das in freier Wildbahn in großen sozialen Herden lebt, täglich viele Kilometer wandert, komplexe Emotionen hat. Im Zoo fristet er sein Dasein auf begrenztem Raum – oft allein oder mit einer unnatürlichen Gruppe. Typisch ist das rhythmische Hin-und-Her-Wiegen des Kopfes – ein Zeichen für tiefes seelisches Leiden (Zoochose).
- Der Delfin im Becken: Delfine, freie Ozeanwesen mit enormer Intelligenz und tiefen Sozialstrukturen, werden in chlorhaltigen Becken gehalten, um für Shows zu springen. Sie lächeln äußerlich – weil ihre Gesichtszüge es so wirken lassen. Aber innerlich sind viele von ihnen gebrochen.
- Ich spreche von Eseln, die auf blankem Asphalt unter der Last von Waren und Schlägen zusammenbrechen – ihre Körper als Werkzeuge, ihr Leben als Besitz.
- Von Hunden, angebunden auf einem Meter Seil, Tag für Tag, Woche für Woche – ohne Ansprache, ohne Spiel, ohne Streicheleinheit, die nichts kennen außer Ketten, Kommandos und Kälte. Nur da, um zu bewachen. Als ob das ihr einziger Zweck wäre.
- An Hunde und Katzen, die auf der Straße um ihr Überleben kämpfen, von Säcken essen, mit verfilztem Fell, verwundeten Körpern, hungrig – jeden Tag.
- Ich sehe sie, die Kühe am Straßenrand in Indien, angebunden, Tag für Tag am selben Fleck – lebendig, aber längst nicht mehr wirklich da. Nur da für Milch, für Nutzen, für etwas, das niemals Gegenseitigkeit war. Und ich weiß, dieses „Leben“ ist kein Leben.
- Ich spüre den Schmerz der Tiere in Zoos, deren Lebensräume auf Quadratmeter begrenzt sind, nur damit wir sie „bewundern“ können. Doch was gibt es zu bewundern, wenn ihre Bewegungen längst zu Mustern von Verzweiflung geworden sind?
- Diejenigen, die Tiere zu ihrem Eigentum gemacht haben, um mit ihnen Geld zu verdienen – die Esel die maximale Nutzlast tragen lassen, Pferde brechen, Kühe ausbeuten – und dabei keine Regung im Herzen zeigen, kein Innehalten, kein Zweifel.
Diese Beispiele zeigen:
Nicht alles, was gepflegt aussieht, ist wirklich artgerecht.
Nicht alles, was als „Tierliebe“ erscheint, dient dem Tier.
Und ich frage mich:
Ist das noch Unwissenheit? Oder schon Gleichgültigkeit? Oder ist das schlicht das Wesen des Menschen unserer Zeit?
Es gibt Momente, da mich Vergeltungsgedanken in mir so laut werden, dass ich den Verursachern, das Gegenteil eines langen und gesunden Lebens wünsche. Momente, in denen ich mir wünsche, dass diejenigen, die so mit Lebewesen umgehen, ihre eigene Grausamkeit am eigenen Leib erfahren. Nicht aus Hass. Sondern weil ich manchmal nicht mehr daran glauben kann, dass in manchen Herzen noch ein Umdenken Richtung Mitgefühl geschehen wird.
- Denn wie kann ein Mensch seelenruhig schlafen, wenn vor seiner Tür ein Tier verhungert?
- Wie kann jemand leben, lachen, verdienen, während das Lebewesen, das ihn nährt, gefangen ist, geschunden, gebrochen?
Und was macht es mit einem selbst – wenn man diese Dinge sieht, aber quasi sie nicht verhindern kann?
Ich trage ein tiefes Schuldgefühl, weil ich weiß: Ein Tier zu befreien – bedeutet in dieser Welt oft, gegen Gesetze zu verstoßen. Du wirst nicht als Heldin gesehen – sondern als Störfaktor. Als „Tierschützerin, die übertreibt“. Als jemand, der stört, was doch „normal“ ist. Doch was ist das für eine Normalität, in der Mitgefühl kriminell wirkt? Als wäre es in dieser Welt „verboten“, das Richtige zu tun, weil es gegen Gesetze geht, die nie das Leben, sondern den Besitz schützen.
Manchmal wache ich nachts auf und höre das Heulen und Bellen der Straßenhunde, wohl hungrig und daher gestresst. Und ich frage dich, Weltbewohner: Wo ist dein Herz geblieben?
„Applaus für die Falschen – Wenn Kunst Tierquälerei verdeckt“
Was ist das für eine Zivilisation, in der Tiere für unsere Unterhaltung in Zoos weggesperrt werden, für unsere Bequemlichkeit in Einzelhaft vegetieren, für unseren Profit gebrochen werden? Wie weit haben wir uns vom Leben entfernt, wenn wir den Schmerz nicht mehr spüren, nur weil er still ist?
Ist das der Mensch unserer Zeit? Ist es unsere Definition von „Zivilisation“, Tiere zu Objekten zu machen?
Sie aus ihrem Lebensraum zu reißen, sie in Käfige zu sperren, ihre Freiheit gegen unsere Unterhaltung zu tauschen? Ist es das, was wir Normalität nennen? Einige nennen es Arterhaltung, andere Grausamkeit.
Ich weiß: Nicht alle Menschen sind so. Aber zu viele sehen weg. Zu viele schweigen. Zu viele reden von Tierliebe, aber handeln in Bequemlichkeit. Und doch – ich gebe diesen Schmerz nicht auf. Denn er ist auch meine Kraft. Er erinnert mich daran, dass mein Herz lebt, dass Mitgefühl kein Konzept ist, sondern ein Feuer, das noch in mir brennt.
Die Welt der Zirkustiere ist eine Welt voller Entbehrung, Zwang und Leid – verborgen hinter dem bunten Vorhang der Manege. Was nach Spektakel aussieht, ist für die Tiere oft ein Leben in Angst, Schmerz und völliger Entfremdung von ihrer natürlichen Existenz.
Der Tiger, der durch einen Feuerreifen springt: In freier Wildbahn würde kein Tier freiwillig durch Feuer gehen – Flammen bedeuten Gefahr, Angst, Überlebensinstinkt. Doch im Zirkus springt der Tiger dennoch, gezwungen durch Angst vor Bestrafung. Oft werden die Tiere vorher mit Schmerzen, Einschüchterung und wochenlangem Training konditioniert, um das Unnatürliche als Gehorsam zu zeigen. Nicht selten sind die Schnurrhaare gestutzt, damit sie sich an enge Requisiten „gewöhnen“.
Die Haltung hinter den Kulissen: Zirkustiere leben die meiste Zeit nicht in der Manege, sondern in engen Transportkäfigen, Ketten oder winzigen Verschlägen – oft nur wenige Quadratmeter groß. Elefanten sind angekettet, Löwen werden in kleinen Boxen gehalten, in denen sie sich kaum drehen können. Artgerechte Bewegung, Sozialkontakt, Rückzugsorte oder Beschäftigung fehlen gänzlich. Viele Tiere entwickeln Stereotypien wie Kopfwippen, Schaukeln oder endloses Hin- und Herlaufen – Zeichen tiefster seelischer Zerrüttung.
Der endlose Transport: Zirkusse ziehen von Stadt zu Stadt – und die Tiere mit ihnen. Ständig auf Achse, in lauten Transportwägen, über holprige Straßen, bei Hitze, Kälte oder Regen. Kein Ort der Ruhe, kein Rhythmus der Natur. Die permanente Ortsveränderung bedeutet enormen Stress, besonders für Herdentiere wie Pferde oder Elefanten, die starke Bindungen brauchen und über große Distanzen wandern würden.
Gewalt als Dressurmittel: Die meisten Tiere gehorchen nicht freiwillig. Der Wille zur Selbstbestimmung muss gebrochen werden – oft mit Peitschen, Elektroschockern, Metallhaken oder brutaler Einschüchterung. Der Trick funktioniert nicht, weil das Tier Freude an der Bewegung hat, sondern weil es gelernt hat: Wer nicht spurt, wird bestraft.
Ein leises Umdenken beginnt: Immer mehr Länder, Städte und Menschen erkennen: Ein Zirkus, der auf Tierleid basiert, hat keinen Platz in einer mitfühlenden Gesellschaft. Einige Zirkusse zeigen bereits, dass Kunst, Akrobatik, Humor und Musik völlig ausreichen, um ein staunendes Publikum zu begeistern – ganz ohne Tiere, ganz ohne Leid.
Wenn du etwas im Zirkus bewundern willst, dann bewundere die Akrobaten – jene, die sich freiwillig entschieden haben, ihren Körper zur Kunst zu machen. Tiere hingegen sind keine Künstler, sie sind Gefangene. Sie tanzen nicht aus Freude, sie gehorchen aus Angst.
Ein Beispiel: Der Elefant, majestätisch in der Natur, wird in der Manege mit der Peitsche zur Unterwerfung gezwungen. Bereits im Jungtieralter trennt man ihn von seiner Mutter, fesselt ihn tagelang bewegungslos, bricht seinen Willen durch Schläge, Schmerz und Isolation. Der sogenannte Ankus – ein spitzer Metallhaken – wird gegen empfindliche Stellen wie Ohren, Rüssel und Beine gedrückt oder geschlagen. Was in der Manege aussieht wie „Kunststücke“, ist in Wahrheit das Ergebnis systematischer Gewalt.
Zum Glück verzichten einige moderne Zirkusse inzwischen bewusst auf Tiernummern – ein leises Zeichen dafür, dass sich in der kollektiven Psyche langsam etwas bewegt. Doch solange noch Tiere hinter den Kulissen leiden, braucht es unsere klare Haltung: Bewunderung ja – aber nicht für Dressur durch Ausbeutung.
Und was, wenn der Eintritt ein Rückflugticket wäre?
Was, wenn wir unsere Eintrittsgelder nicht länger dafür verwenden würden, um Gefangenschaft zu bestaunen – sondern um Freiheit zu ermöglichen?
Stell dir vor, jeder Besuch im Zirkus, jeder Zoobesuch, jede Kindergruppe vor Gittern würde nicht mehr das System der Ausbeutung nähren, sondern einen Wandel finanzieren: einen Spendenfonds, der Tiere in ihre angestammten Lebensräume zurückführt. Orte, an denen ein Jagdverbot herrscht, wo Schutzgebiete entstehen – nicht aus Profitgier, sondern aus Mitgefühl.
- Statt Applaus für erzwungene Kunststücke gäbe es stille Freude über gelungene Rückführungen.
- Statt Käfigen gäbe es Wälder.
- Statt Futterplänen gäbe es Wildkräuter, Erde, Sonne, Regen.
Was wäre das für eine Welt, in der wir nicht länger zuschauen, sondern beitragen – nicht länger zähmen, sondern zurückgeben – nicht länger dominieren, sondern heilen?
Möge eine Zeit kommen, in der kein Wesen mehr in Ketten liegt. In der kein Tier mehr zu „weniger“ gemacht wird. In der Mitgefühl nicht belächelt, sondern gelebt wird.
So sei es.
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