Tatsächlich ist die Cloud keine Wolke am Himmel – sondern ein Netzwerk aus tausenden physischen Servern, die in riesigen Rechenzentren auf der Erde stehen. Diese befinden sich meist gut geschützt in abgelegenen Industriegebieten, abgeschirmt und hoch überwacht. Firmen wie Amazon (AWS), Microsoft (Azure), Google (Cloud Platform) und IBM betreiben solche Rechenzentren auf der ganzen Welt – und speichern dort die Daten von Millionen Nutzern.

Wenn du eine Datei in die Cloud hochlädst, wird sie nicht irgendwo in die Luft geschickt, sondern in einem dieser Rechenzentren auf einem Festplatten-Cluster gesichert. Die „Wolke“ ist also eine Metapher – ein technisches Märchen, das verschleiert, wie sehr wir unsere digitale Identität an zentralisierte Infrastrukturen übergeben haben.

Warum nennt man es trotzdem Cloud?

Der Begriff stammt ursprünglich aus Netzwerkdiagrammen: In den 1990ern wurde das Internet auf technischen Skizzen oft als Wolke dargestellt – als abstrakte Verbindung zwischen lokalen Computern und entfernten Netzwerken. Daraus entwickelte sich die heutige Sprache, die den Eindruck vermittelt, dass Daten jederzeit überall verfügbar sind – unabhängig vom Ort, ohne sichtbare Grenzen.

Doch diese Illusion hat eine Kehrseite: Kaum jemand weiß, wo die eigenen Daten wirklich liegen, wer sie verwaltet oder wer darauf Zugriff hat. Die Cloud erscheint neutral – dabei ist sie Teil einer hoch konzentrierten, oft intransparenten Infrastruktur.

Fragen, die sich stellen:

  • Wer hat Zugriff auf meine Daten?
  • Was passiert, wenn ein Rechenzentrum ausfällt oder abgeschaltet wird?
  • Inwieweit bin ich abhängig, wenn ich alle meine Informationen in externe Hände gebe?

In Wahrheit bedeutet Cloud oft: Fremdkontrolle über Eigenes.

Wenn wir über digitale Souveränität sprechen, müssen wir auch über die Cloud sprechen – und darüber, wie wir wieder mehr Kontrolle über unsere Daten, unsere Geräte und unsere Kommunikation zurückgewinnen können.

Denn eine echte Wolke ist frei.
Die digitale Cloud – ist es nicht unbedingt.

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