Nigeria: eNaira – Ein digitales Projekt ohne Öffentlichkeit. Im Mai 2021 verkündete die Zentralbank Nigerias ihr Projekt eNaira, eine digitale Version der Landeswährung, die bis zum 1. Oktober desselben Jahres in einer Pilotphase starten sollte. Doch trotz hoher Erwartungen verlor das Projekt früh an Dynamik:

Adoptionsrate lag bei unter 0,5 % der Bevölkerung, während über 50 % der Nigerianer bereits Erfahrung mit Kryptowährungen hatten. Viele Konten blieben inaktiv – 13 Mio. registriert, aber nur etwa 800.000 Transaktionen durchgeführt. Einschränkungen wie Begrenzung der Bargeldabhebungen – z. B. maximal rund 225 USD pro Woche – sowie ein erzwungener Austausch des physischen Geldes führten zu öffentlicher Empörung und Protesten.

Bürger fühlten sich bevormundet. Die Mehrheit schrieb lieber per Mobile Banking oder Kryptowährung, als in das CBDC-System Vertrauen zu setzen.

Darum stieß eNaira auf Widerstand: Die zentralen Bedenken der Bevölkerung

  • Mangelnder Mehrwert: Viele Nigerianer sahen in der eNaira-App keinen zusätzlichen Nutzen – weder im Vergleich zu Bargeld noch zu Mobile Banking oder Kryptowährungen. Das System bot keine echten Vorteile.
  • Digitale Infrastruktur fehlt: Nur rund 12 % der Bevölkerung verfügen über zuverlässiges Internet, besonders im ländlichen Raum. In einer weitgehend bargeldbasierten Wirtschaft war die eNaira daher schlicht nicht praktikabel.
  • Misstrauen gegenüber Regierung & CBDC: Vertrauen ist eine Schlüsselressource – und das fehlte: Nur 23 % der Nigerianer trauten ihrem Staat, was CBDC anbelangt. Viele waren skeptisch, weil sie dachten, die Regierung wolle Kontrolle und Überwachung ausweiten.
  • Zwang statt Partizipation: Statt über Nutzen zu überzeugen, wurde der Zugang erzwungen: Barabhebungsgrenzen, Bargeldknappheit, kostenlose Angebote – aber kaum Aufklärung oder Mitbestimmung. Die Bürger fühlten sich bevormundet, nicht informiert.
  • Konkurrenz durch Crypto: Im Land herrscht hohe Affinität zu Kryptowährungen. Sie werden als Schutz vor Inflation und korrupten Zentralbanken genutzt – dadurch war die eNaira schlicht unattraktiv.

Weitere Fälle: Wenn CBDC-Projekte gestoppt wurden

  • Ecuador (Dinero Electrónico, 2014–2018): Über 400.000 Konten eröffnet – doch 71 % blieben inaktiv. Banken lehnten die Konkurrenz ab, die Bevölkerung akzeptierte die zusätzliche, staatliche Währung nicht.
  • Dänemark: Der Plan zur digitalen Krone wurde 2016 angekündigt, 2022 wegen fehlendem Nutzen gestrichen. Infrastruktur war bereits ausgereift über bestehende digitale Zahlungsmethoden – ein CBDC wurde als redundant betrachtet.

Menschenrechte, Vertrauen und digitale Freiheit

  • Überwachungspotenzial: CBDCs könnten staatliche Instanzen in die Lage versetzen, jede Transaktion zu verfolgen, Funktionalitäten zu sperren oder Kontrollmechanismen einzubauen. Das weckt Angst vor finanzieller Kontrolle.
  • Finanzielle Freiheit: Nigeria lehrt: Wenn Bürger keine Kontrolle über ihr Geld haben – wann, wie viel und warum sie abheben – steigt der Widerstand. Recht auf Bargeld und anonyme Zahlung bleibt entscheidend.

We will be victorious – die Stimme des Widerstands

„We will be victorious, they will not control us.“ – Diese kraftvolle Zeile stammt aus dem Song „Uprising“ der Band Muse, einer musikalischen Mahnung gegen totale Kontrolle, Massenmanipulation und digitale Überwachung. Sie wurde zur Hymne vieler Bewegungen, die sich gegen die schleichende Technokratie und den Verlust persönlicher Freiheit stellen. In Zeiten, in denen digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) nicht nur das Bargeld, sondern auch unsere Unabhängigkeit bedrohen, wird dieser Refrain zu einem kollektiven Gebet der Selbstermächtigung.

Das Lied ruft dazu auf, wachsam zu bleiben, das Offensichtliche zu hinterfragen und sich nicht vom System vereinnahmen zu lassen – genau jene Haltung, die heute nötiger ist denn je. Die Parallelen zwischen der Botschaft des Songs und der Realität rund um CBDCs könnten kaum klarer sein. Denn wo Kontrolle geplant ist, braucht es Menschen, die sich erinnern: Freiheit ist kein Privileg – sie ist unser Geburtsrecht.

Schlussgedanken: Warum gescheiterte CBDCs wie Lernfelder wirken

  • Kein Erfolg ohne technologische Infrastruktur oder öffentliche Debatte.
  • Technologie ohne Vertrauen und Partizipation erzeugt Automatismen – keine Akzeptanz.
  • Bürger lehnten Projekte ab, weil sie mehr Kontrolle, nicht weniger wünschten.

CBDCs können niemals allein durch Regulierung ersetzt werden – sie brauchen gesellschaftliche Legitimation. Nigeria ist kein Einzelfall, sondern ein Spiegel für alle Länder, die ihr Geldsystem verwalten. Die Menschenfrage bleibt: Wird Technik beherrscht – oder beherrscht sie uns?

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