Manchmal fühlen wir uns verletzt, übergangen oder missverstanden – und oft fragen wir uns, warum gerade wir in schwierigen Situationen landen. Die Wahrheit ist: Manchmal sind wir einfach Kollateralschäden im inneren Krieg anderer Menschen mit sich selbst. Was bedeutet das? Viele Menschen tragen innere Konflikte, Ängste und ungelöste Traumata mit sich herum, oft ohne es bewusst zu merken. Diese inneren Kämpfe beeinflussen, wie sie handeln, sprechen und auf andere reagieren. Doch der Schmerz und die Verwirrung, die sie in sich tragen, schlagen oft nach außen aus – manchmal unkontrolliert und unabsichtlich.
Wenn jemand gegen seine eigenen Dämonen kämpft, kann das für die Menschen in seinem Umfeld bedeuten, dass sie betroffen, verletzt oder in Mitleidenschaft gezogen werden. Ohne es zu wollen, werden Außenstehende Teil eines Gefechts, das eigentlich nur im Inneren des anderen stattfindet.

Diese inneren Kriege sind meist unsichtbar – sie spielen sich im Verborgenen ab, im Geist und Herzen eines Menschen. Für Außenstehende erscheinen sie oft unverständlich oder irrational. Doch genau hier liegt der Schlüssel: Das Verhalten eines anderen sagt oft mehr über seinen eigenen inneren Zustand aus als über uns selbst.

Warum ist das wichtig zu verstehen?

Zu begreifen, dass wir manchmal nur Kollateralschäden sind, hilft uns, Mitgefühl zu entwickeln – für andere und für uns selbst. Es mindert Schuldgefühle und unnötiges Grübeln darüber, was wir hätten anders machen können.

Es erinnert uns daran:

  • Dass nicht alles persönlich gemeint ist
  • Dass manche Konflikte nichts mit uns zu tun haben
  • Dass Menschen manchmal aus eigenem Schmerz heraus handeln

Wie können wir damit umgehen:

  • Grenzen setzen: Auch wenn wir Mitgefühl haben, müssen wir uns schützen und unsere eigenen Energien bewahren.
  • Mitgefühl kultivieren: Verstehen hilft, nicht zu urteilen und den Schmerz des anderen zu erkennen.
  • Loslassen lernen: Wir können nicht für die inneren Kämpfe anderer verantwortlich sein.
  • Selbstfürsorge praktizieren: Heilung beginnt bei uns selbst, besonders wenn wir von der „Kollateralschadens“-Dynamik betroffen sind.

Ein Weg zu Heilung und Frieden

Indem wir uns bewusst werden, dass viele Konflikte um uns herum Spiegel innerer Kämpfe sind, gewinnen wir die Kraft, empathisch zu bleiben und gleichzeitig unsere eigene Mitte zu bewahren. So schaffen wir Raum für Heilung – für uns selbst und auch für die anderen. Kriege lösen keine inneren Kämpfe. Im Gegenteil: Sie sind Ausdruck ungelöster innerer Kämpfe, und sie erzeugen fast immer neue, tiefere.

Warum entstehen Kriege überhaupt?

Kriege beginnen oft nicht mit Waffen, sondern mit Gedanken, Gefühlen und kollektiven Wunden: Angst, Machtlosigkeit, Traumata, Gier, Identitätsverlust sowie Projektion des „Bösen“ auf andere. 

Wenn diese inneren Spannungen nicht verarbeitet oder geheilt werden, suchen sie ein Ventil im Außen – und Menschen oder Gruppen greifen zu Gewalt, um sich „zu entladen“.
Doch diese Gewalt löst den inneren Schmerz nicht. Sie verlagert ihn nur – auf andere Menschen, auf Länder, auf kommende Generationen.

Es mag sein, dass jemand sich im Moment der Gewalt „mächtig“ fühlt – oder dass er für kurze Zeit glaubt, Kontrolle über seine Angst, Wut oder Hilflosigkeit zu haben. Aber das ist eine kurzfristige Illusion. Die tieferliegenden Ursachen – etwa ein Gefühl von Entfremdung, Trauma, Hass oder Identitätsverlust – bleiben ungelöst.

Und oft kehren sie verstärkt zurück: als Schuld, Leere, Sucht nach weiterer Gewalt, seelischer Absturz oder PTSD sowie als Weitergabe von Hass an die nächste Generation.

Der Kreislauf: Ein innerer Kampf, der nicht bewusst reflektiert und bearbeitet wird, wird nach außen projiziert. Er sucht sich Feindbilder, Gegner, „Unrecht“ – und eskaliert. Doch sobald das Außen zerstört ist, bleibt der Mensch weiterhin mit sich selbst zurück.

Kriege schaffen keine Erlösung. Sie schaffen Brüche, Wiederholungen und kollektive Wunden.

Was innere Kämpfe wirklich lösen könnte 

  • Bewusstwerdung (z. B. durch Reflexion, Gespräche, Therapie)
  • Innere Arbeit: Schatten konfrontieren, Verantwortung übernehmen
  • Vergebung – sich selbst und anderen
  • Verbindung statt Spaltung: zuhören, verstehen, integrieren
  • Kreative Ausdrucksformen statt destruktive Reaktionen

Das ist schwerer als zu schießen – aber dauerhafter, echter und menschlicher. Kriege sind nicht die Lösung innerer Konflikte – sie sind der lauteste Schrei danach. Heilung geschieht nicht durch Gewalt gegen andere – sondern durch den Mut zur eigenen inneren Auseinandersetzung.

Manchmal sind wir Teil von Kämpfen, die nicht unsere eigenen sind. Doch das Bewusstsein darüber schenkt uns Klarheit, Kraft und die Möglichkeit, friedvoller mit uns und anderen umzugehen.

Bild: freepik.com