Noch vor wenigen Jahren war Bargeld ein selbstverständlicher Bestandteil des Alltags: anonym, direkt, universell einsetzbar. Doch inzwischen verdichten sich die Anzeichen, dass wir am Beginn einer neuen Ära stehen – einer bargeldlosen Gesellschaft, in der digitale Währungen, Blockchain-Technologie und staatlich kontrollierte Zahlungsmittel (CBDCs) das Fundament bilden. Was als technologische Modernisierung verkauft wird, könnte auch den Weg zu einer tiefgreifenden Einschränkung individueller Freiheit und Autonomie ebnen.

Bargeld – Symbol der Freiheit?

Bargeld ist mehr als ein Zahlungsmittel. Es steht für Privatsphäre, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Kein digitaler Fußabdruck, keine Kontrolle durch Dritte, kein Ausschluss bei technischer Störung. Diese Eigenschaften sind nicht nur praktisch, sondern auch demokratisch bedeutsam.

Doch seit einigen Jahren erlebt Bargeld einen gezielten Rückzug:

  • Banken bieten keine Bargeldservices mehr an oder verlangen Gebühren.
  • Supermärkte und Einzelhandel drängen zur Kartenzahlung, teilweise mit Einschränkungen beim Bargeld.
  • In vielen Ländern wird das Limit für Barzahlungen gesetzlich gesenkt (z. B. € 5´000  in Frankreich, € 1´000 in Griechenland).

Das stille Verschwinden der Geldautomaten

Besonders eindrücklich ist die Entwicklung in Australien, einem Vorreiter der Digitalisierung im Bankensektor. Wie eine Analyse zeigt, wurden fast 460 Bankfilialen geschlossen und über 3800 Geldautomaten entfernt – allein bis zum Jahr 2020. In vielen Gegenden, etwa in 300 Vororten von New South Wales, gibt es keine einzige Möglichkeit mehr, Bargeld abzuheben. Ähnliche Zahlen gelten für Victoria mit 120 geschlossenen Filialen.

Die „Big Four“-Banken Australiens verweisen auf die gestiegene Nachfrage nach digitalem Banking – ein Trend, der durch die Corona-Krise noch verstärkt wurde. Doch Kritiker befürchten: Der Übergang ist nicht organisch, sondern politisch und wirtschaftlich gewollt. Je weniger Menschen Bargeld nutzen können, desto stärker werden sie von digitalen Systemen abhängig – die vollständig nachvollziehbar, kontrollierbar und zentral steuerbar sind.

Der Vormarsch der CBDCs – Währungen unter Aufsicht

CBDCs – Central Bank Digital Currencies – sind digitale Versionen von Zentralbankgeld. Im Gegensatz zu Bitcoin oder anderen dezentralen Kryptowährungen sind CBDCs komplett staatlich kontrolliert. Mehr als 100 Länder erforschen oder testen bereits entsprechende Systeme, darunter:

  • EU (Digitaler Euro)
  • China (E-Yuan)
  • USA (FedNow als Vorstufe)
  • Schweden (E-Krona)
  • Nigeria (eNaira)

Vorteile aus Sicht der Zentralbanken:

  • Effizientere Geldpolitik
  • Bekämpfung von Schwarzarbeit
  • Reduzierung von Transaktionskosten

Doch die Risiken sind erheblich:

  • Kontrolle über individuelles Zahlungsverhalten bis hin zur Sperrung von Konten
  • Negativzinsen direkt durchsetzbar
  • Programmierung von Geld: z. B. Verfallsdatum, Einschränkungen bei Verwendungszweck oder Standort

Was auf den ersten Blick wie technischer Fortschritt wirkt, birgt das Potenzial für ein noch nie dagewesenes Maß an Überwachung und sozialer Steuerung.

Bankensterben und Machtverlagerung

Mit dem Vormarsch digitaler Zahlungssysteme verschwinden nicht nur Geldautomaten, sondern auch Bankfilialen als Orte persönlicher Beratung und Bargeldversorgung. Damit verlagert sich die Macht schrittweise:

  • Von dezentralen Akteuren (Privatbanken) hin zur Zentralbank
  • Vom freien Markt zu einem gesteuerten, digitalen Zahlungsnetzwerk

Gleichzeitig drängen Tech-Giganten wie Apple, Google oder Amazon mit eigenen Bezahlsystemen auf den Markt – teils in Kooperation mit Zentralbanken. Die klassische Rolle von Banken als Vermittler zwischen Bürger und Geldsystem wird dadurch zunehmend überflüssig.

Besonders ambitioniert ist hier E.M. der aus X (ehemals Twitter) eine sogenannte „All-in-One-App“ machen will – eine Plattform, die nicht nur Kommunikation und Medien vereint, sondern auch digitale Zahlungen und Bankdienstleistungen integriert. Die Idee ähnelt stark der chinesischen App. Diese App ist in China längst Alltag: Man bezahlt den Kaffee, die Miete, den Arztbesuch oder die Steuer – alles über eine einzige App, ohne Bargeld oder klassische Bankverbindung. Die vollständige Vernetzung von Zahlung, Verhalten, Kommunikation und Identität lässt diese Systeme zwar auf den ersten Blick effizient wirken – aber letztlich wird man dadurch auch kontrollierbar.

Ein neues Abhängigkeitsverhältnis?

  • Wenn alle Zahlungen digital ablaufen, bedeutet das:
  • Stromausfall oder Netzstörung = keine Transaktion möglich
  • Konto gesperrt = soziale und wirtschaftliche Isolation
  • Verhalten steuerbar über finanzielle Anreize oder Sanktionen

Wer vollständig vom digitalen Zahlungsverkehr abhängig ist, kann sich wirtschaftlich kaum noch entziehen – ein Zustand, der mit dem Satz assoziiert wird:

„Du wirst nichts besitzen – und glücklich sein.“

Ein Slogan aus dem Umfeld des Weltwirtschaftsforums (WEF), der symbolisch für eine neue Ära steht: Eigentum wird abgelöst durch Zugang, Besitz durch Abonnement, Bargeld durch Token. Was bleibt, ist eine Bevölkerung, die wirtschaftlich vollständig steuerbar wird – in Echtzeit.

Die unsichtbare Grenze

Der Übergang zu digitalen Währungen, Blockchain-Technologie und CBDCs ist kein rein technischer Wandel – er ist eine politische Entscheidung mit tiefgreifenden gesellschaftlichen Konsequenzen. Wer den Zugang zum Geld kontrolliert, kontrolliert am Ende auch Verhalten, Lebensstil und Meinungsfreiheit.

Das Ende des Bargelds ist nicht nur ein finanzielles Thema – es ist ein demokratisches.

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