In einer Welt, die sich zunehmend der Nachhaltigkeit und Ethik verpflichtet fühlt, könnte man meinen, dass Produkte, die ohne Tierversuche auskommen, gefördert werden. Doch die Realität ist oft gegenteilig. Viele innovative, sanfte oder pflanzenbasierte Produkte, die ohne Tierleid entwickelt wurden, haben es schwer, überhaupt eine Zulassung zu bekommen – oder verschwinden wieder vom Markt. Warum?

Der stille Zwang zum Tierversuch

Was viele nicht wissen: In Ländern wie China ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass bestimmte Produkte, insbesondere Kosmetika, an Tieren getestet werden müssen, bevor sie in den Handel gelangen dürfen. Das bedeutet: Selbst Unternehmen, die sich in Europa oder den USA klar gegen Tierversuche positionieren und dies sogar werbewirksam auf ihre Verpackung schreiben, lassen in China sehr wohl Tierversuche durchführen – allein, um Zugang zu diesem lukrativen Markt zu erhalten.

Ein Widerspruch? Ja – aber einer, der systemisch geduldet wird.

Wenn „zu gute“ Produkte verschwinden

Es gibt zahlreiche Fälle, in denen natürliche oder alternative Produkte, die nachweislich gut wirken, keine Marktzulassung erhalten oder nach kurzer Zeit wieder verboten werden. Warum? Nicht selten gefährden sie bestehende Industriezweige – sei es in der Pharma-, Agrar- oder Kosmetikbranche. Ein Produkt, das eine Erkrankung günstig und ohne Nebenwirkungen behandelt, gefährdet das bestehende Geschäftsmodell – denn ein gesunder Kunde bringt weniger Umsatz.

Manche Produkte gelten dann plötzlich als „nicht ausreichend geprüft“, obwohl jahrzehntelange Erfahrungen oder sogar klinische Studien ihre Wirksamkeit belegen. Oder sie werden mit aufwendigen und teuren Zulassungsverfahren blockiert, die kleine Firmen oder Idealisten nicht stemmen können.

Ethik versus Kapitalinteresse

Der Spagat zwischen Ethik und Wirtschaft ist groß:
Ein Unternehmen, das wirklich tierversuchsfrei produzieren möchte, steht vor gewaltigen Hürden – rechtlich, wirtschaftlich und strategisch. Viele der Siegel, die auf Verpackungen zu finden sind, gelten nur in bestimmten Ländern oder auf bestimmte Produktionsschritte. So kann ein Shampoo in Europa mit „ohne Tierversuche“ werben – und gleichzeitig für den asiatischen Markt an Tieren getestet worden sein.

Nicht alles ist, wie es scheint

Die Kennzeichnung „cruelty free“ ist oft nur ein Teil der Wahrheit. Und manche wirklich wirksame, ethische Produkte schaffen es nie in den Massenmarkt – nicht weil sie schlecht wären, sondern weil sie nicht in das bestehende System passen. Ein System, das Gewinn und Regulierung oft über Mitgefühl und Innovation stellt.

Vielleicht ist es Zeit, als Konsument nicht nur auf das Etikett zu schauen, sondern nachzufragen:
Wer steckt dahinter? Was wird verschwiegen? Und welches Produkt unterstützt wirklich die Welt, in der wir leben wollen?

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