Was einst als leeres, unberührtes Firmament erschien, wird heute zur dicht befahrenen Datenautobahn: Mit Project Kuiper schickt sich Amazon an, weitere 3 200 bis 7 700 Satelliten in die erdnahe Umlaufbahn zu bringen. Das Vorbild heißt Starlink – Elon Musks Netz aus bereits über 42 000 Satelliten (Stand geplant), viele davon bereits aktiv. Der Gedanke dahinter klingt verlockend: weltweiter Internetzugang für alle, selbst in abgelegensten Winkeln. Doch die Vision hat einen Preis, den wir kaum beziffern – weil wir ihn noch nicht voll verstehen.

Strahlung vom Himmel – Strahlung vom Boden

Während sich der Orbit langsam in ein drahtloses Netz verwandelt, nehmen wir es auf der Erde kaum mehr wahr:

  • Jedes Handy, jede Smartwatch, jedes Smart-Home-Gerät sendet permanent
  • WLAN-Router, Bluetooth-Verbindungen, Smart-Meter, Mobilfunkmasten
  • selbst die Straßenlaterne in der „intelligenten Stadt“ funkt – sie dimmt sich nicht nur, sie misst, zählt, registriert

Das Ergebnis ist eine Welt, in der ständig gefunkt wird – über unseren Köpfen, um uns herum, in unseren Taschen.

Unsichtbare Dauerbestrahlung – messbar, aber nicht greifbar

Es ist möglich, elektromagnetische Strahlung in Tönen zu übersetzen – Wissenschaftler und Aktivisten messen sie mit Geräten, die das Funkspektrum hörbar machen. Was dabei entsteht, ist ein unruhiges, kaum endendes Rauschen, ein akustischer Spiegel unserer vernetzten Umwelt.

Wir hören es nicht – aber es ist da. Und es stellt sich eine leise Frage:

Was macht das mit uns, mit Tieren, mit Pflanzen – mit unserem Nervensystem, unseren Zellen, unserem Schlaf?

Noch immer ist die Forschung hierzu uneinheitlich. Viele Studien sehen keinen unmittelbaren Schaden, doch immer mehr Fachleute fordern ein Vorsorgeprinzip, ähnlich wie einst beim Asbest oder bei Mikroplastik: Nur weil ein Effekt nicht sofort messbar ist, heißt das nicht, dass er nicht existiert.

Wann ist es zu viel?

Brauchen wir wirklich flächendeckendes Internet aus dem All? Brauchen wir Straßenlaternen, die mit Sensoren kommunizieren, Kühlschränke, die WLAN-fähig sind, oder Stromzähler, die rund um die Uhr Daten an Server senden? Oder haben wir irgendwann den Punkt erreicht, an dem der Komfort der Technik die Ruhe des Menschseins verdrängt?

Der Himmel wird voll – und unsere Welt immer lauter im Unsichtbaren.

Schlussgedanke

Vielleicht ist es an der Zeit, nicht nur nach vorne zu schauen, sondern auch einmal zurück: In eine Zeit, in der nicht alles vernetzt war, aber vieles verbunden. Vielleicht müssen wir nicht jedes Gerät smart machen, sondern zuerst uns selbst wieder sensibel – für das, was wir verlieren, wenn wir alles „besser“ machen wollen. Denn nicht jede Innovation ist Fortschritt – manche sind nur schnellerer Stillstand im digitalen Nebel.

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