In vielen Supermarktregalen springen einem Produkte mit Wörtern wie „Natur“, „grün“, „Bio-Qualität“ oder „aus kontrolliertem Anbau“ entgegen – oft auf Verpackungen in sattem Grün, mit Blättermustern oder rustikaler Bauernhofästhetik. Doch wer genauer hinschaut, stellt fest: Nicht alles, was wie Bio aussieht oder klingt, erfüllt auch die strengen Kriterien für echtes Bio.
Wann es als „Bio“ gilt
In der EU darf ein Produkt nur dann offiziell als „Bio“ oder „Öko“ bezeichnet werden, wenn es:
- nach der EU-Öko-Verordnung produziert wurde
- das EU-Bio-Siegel trägt (grünes Blatt aus Sternen)
- regelmäßig durch staatlich zugelassene Kontrollstellen zertifiziert wird
Problem – Begriffe wie:
- „natürlich“
- „aus nachhaltigem Anbau“
- „Landgartenqualität“
- „umweltfreundlich hergestellt“
… sind nicht geschützt. Hersteller dürfen sie frei benutzen, auch wenn das Produkt keinerlei Bio-Standards erfüllt.
So funktioniert der Etikettentrick: Kunstnamen & Verpackungsdesign
- Kunstnamen mit „Bio-Anmutung“
Beispiel: „BioVital-Müsli“ oder „Naturkraft-Tee“
→ Klingt ökologisch, ist aber oft reines Marketing. Der Name ist eine Marke, kein Gütesiegel. - Grüne Verpackungen, Naturbilder, Holzoptik
Verpackungen mit Blättern, Getreidehalmen, Holzhintergrund und einer Bauernhof-Idylle suggerieren „natürlich = gesund“.
Studien zeigen: Grüne Farben erhöhen das Vertrauen in Gesundheit und Umweltfreundlichkeit – auch ohne reale Grundlage. - Aussagen ohne Nachweispflicht
Begriffe wie:
– „aus kontrolliertem Anbau“ (kontrolliert durch wen?)
– „ohne Gentechnik“ (heißt nicht automatisch Bio)
– „regional“ (nicht geschützt, kann auch 500 km entfernt heißen)
… klingen vertrauenswürdig, sind aber nicht standardisiert.
Beispiele aus dem Supermarkt
Produkt Was draufsteht Was wirklich drin ist
- Landliebe Fruchtjoghurt „naturnah hergestellt“ Kein Bio, konventionelle Zutaten, teils Aromastoffe
- Knusper-Müsli „BioVital“ „Bio“ im Markennamen Kein zertifiziertes Bio-Siegel
- Wasser mit „Alpenquelle“-Aufdruck Bild von Bergen, „rein & naturbelassen“ Kein Hinweis auf Bio, oft industriell aufbereitet
Hähnchen aus „bäuerlicher Haltung“ Rustikale Bilder, grüne Schrift In Wirklichkeit Massentierhaltung, keine Bio-Zertifizierung
Wo das erlaubt ist
- Die EU erlaubt Kunstnamen und nicht geschützte Begriffe sofern sie nicht direkt täuschen.
- Verpackungsdesign ist nicht reguliert, solange es keine falschen Angaben zu Inhaltsstoffen gibt.
Das heißt: Rechtlich ist Greenwashing oft zulässig, moralisch aber fragwürdig.
Warum Greenwashing betrieben wird
Weil es sich wirtschaftlich lohnt: Unternehmen möchten vom wachsenden Umweltbewusstsein der Verbraucher profitieren – ohne die höheren Kosten und Auflagen echter Bio-Produktion auf sich zu nehmen. Die Herstellung echter Bio-Lebensmittel ist oft 20–50 % teurer als konventionelle Produktion, je nach Produkt und Region. Gründe dafür sind: strengere Vorgaben bei Düngung, Tierhaltung, Pflanzenschutz, Verarbeitung, Arbeitsbedingungen sowie meist geringere Erträge. Für ein anerkanntes EU-Bio-Gütesiegel gelten detaillierte Vorschriften nach der EU-Öko-Verordnung (z. B. Verzicht auf synthetische Pestizide, Gentechnikverbot, artgerechte Tierhaltung), die regelmäßig von unabhängigen Kontrollstellen geprüft werden.
Die Kosten für diese Bio-Zertifizierung liegen je nach Produkt, Betriebsgröße und Kontrollhäufigkeit bei mehreren hundert bis mehreren tausend Euro jährlich – pro Produktlinie können zusätzlich Zertifikatsgebühren und Prüfkosten anfallen. Viele Unternehmen scheuen diesen Aufwand und greifen lieber auf optische oder sprachliche Täuschung zurück – also auf Greenwashing.
Wie du echtes Bio erkennst:
- EU-Bio-Siegel (grünes Blatt): garantiert Einhaltung der EU-Öko-Verordnung
- DE-ÖKO-Kontrollnummer: z. B. „DE-ÖKO-001“ – jede Bio-Kontrollstelle hat eine ID
Zusätzliche Siegel wie:
- Demeter
- Bioland
- Naturland
→ Diese sind strenger als die EU-Standards
Schlussfolgerung
Nicht alles, was grün aussieht, ist gesund – und nicht alles, was Bio heißt, ist Bio. Marken und Verpackungen können gezielt täuschen, indem sie mit naturähnlicher Ästhetik und nicht geschützten Begriffen Vertrauen erzeugen. Wer wirklich ökologisch einkaufen will, sollte auf zertifizierte Bio-Siegel achten – und skeptisch gegenüber schönen Wörtern ohne Substanz bleiben.
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